Die ersten 18 Monate...

...waren hart! Das Leben ohn Strom und ohne Wasser stellen sich viele ja so wildromantisch vor. Jeden Abend Candle-light-Dinner und so. Alles Quatsch. Selbst die simpelsten Dinge wie Kacken geraten zur Odyssee. Warum? In die Toiletten im Haus durfte man nicht hineinkacken, weil man ja ohne fließendes Wasser nicht abziehen kann. Also, rauf auf das Fahrrad und in die Fußgängerzone geradelt. Da hatte gerade die McDonalds-Filiale neben dem Kaufhof eröffnet. Dort konnte man sich recht gut auf die Toilette verdrücken.

 

Alternativ ging noch das St. Joseph Krankenhaus. Aber nicht lange, dann haben die uns nicht mehr reingelassen. Wir haben die Patienten zu sehr erschreckt...

 

Die dritte potientielle Alternative für das große Geschäft war in der unteren Hauptstraße neben dem T.T. Embargo. Aber diese Toiletten waren selbst für abgebrühte Hausbesetzer zu ecklig.

 

Das folgende Bild zeigt die "Küchenzeile" in der N8. Damals war die Küche nicht im Erdgeschoss, sondern im zweiten Stock. Das gab den größtmöglichen Sicherheitsabstand im Falle einer Räumung. Im Erdgeschoss war gar nix, das war ja zur Besetzung alles zugemauert. Im ersten Stock wurde eine Musteretage renoviert, im zweiten Stock war Küche und Plenumsraum, im dritten Stock war das Matratzenlager.

Wenn man sich diese Bild so anschaut, kann man ahnen, wie mühsam zum Beispiel der tägliche Spül war. Hier eine kurze Beschreibung einer alltäglich anfallenden Arbeit in einem Haus ohne Strom und Wasser:

 

Zuerst hat man sich vier große Plastik-Kanister genommen, hat diese in einen Einkaufswagen geladen. Damit schob man zum Garagenwaschplatz am Haldenweg, heute hinterer Bereich des Neulandparks. Das waren so rund 800 Meter zu latschen. Dann füllte man sich die Kanister an dem am Garagenwaschplatz öffentlich zugänglichen Wasserhahn.

 

Wenn man wieder in der N8 angekommen war, ging man in den Keller und hackte  Holz. Damit machte man im Ofen ein Feuer und erwärmte sich das Spülwasser. Und dann, ja dann konnte man spülen!

 

Aber hört euch doch das Statement von Detlef an, der vom Leben als Hausbesetzer ohne Strom und Wasser berichtet:

Manchmal jedoch, da hatten wir "fließend Wasser", wie wir immer gelästert haben. Nämlich dann, wenn der Rhein Hochwasser führte. Dann pinkelte das Wasser aus diversen Stellen im Mauerwerk so aus einen Meter Höhe in den Keller. Hinten im Bild ist übrigens der Hack-Klotz mit der Axt zu erkennen, vom letzen Spül...

Das nächste Bild zeigt den Hausflur mit Eingangsltüre. Da unten steht übrigens der Einkaufswagen für die arme Sau, die mit Wasserholen dran war...

Ein Blick in die Küche mit Herd und Tisch. Da wo der Pfeil rechts oben im Bild zeigt, befindet sich der Kronleuchter für die Kerzen...

Einen Kühlschrank sucht man auf dem Bild der Küche im zweiten Stock vergebens. Es gab ja keinen Strom. So etwas hat Konsequenzen. Beispiel Milch für Kaffee und Kakao: Wenn ein Gewitter über der Stadt getobt hatte, war immer die Milch sauer. Selbst im Sommer im Keller deponiert kippte sie um. Was uns darauf brachte, konsequent auf Dosenmilch zu setzen. Die wurde nicht sauer.

 

Rezept für einen lecker Hausbesetzer-Kakao Spezial gefällig?

 

Drei oder vier Löffel Kakaopulver in ein Glas geben. Je nach Geschmack und Hausbesetzer-Budget zu einem Drittel oder bis zur Hälfte mit Dosenmilch auffüllen. Sehr gut umrühren, bis sich alle Klumpen aufgelöst haben. Dann das Glas mit Wasser bis zum Rand auffüllen. Noch einmal gut umrühren. Fertig! Dieser Spezialtrunk stärkt für die nächste Herausforderung im Hausbesetzer-Leben...

 

So sah es hinter dem Haus aus. Das Gerüstbauunternehmen Bongard hatte auf dem Brachland seine Materialien gelagert. Da graben wir einen Schweinetrog aus. Vergraben wohl in vorindustriellen Zeiten in der Gemarkung Wiesdorf, Flur 9, Flurstück 87:

Es sammelt sich eine Menge Müll an, wenn man in ein Haus einsteigt, dass sechs Jahre leerstand...

Detlef erklärt die führende Rolle der Deutschen Post beim Anschließen eines Telefones in einem Haus ohne Strom und Wasser:

Volker über Regeln und über das Zurechtkommen ohne Geld:

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